Goethes Vater, dessen Geburtstag sich am 29. Juli 2010 zum 300. Mal jährt, erscheint uns oft als pedantisch, wenig großzügig, unmusisch und humorlos. An diesem Ruf ist sein Sohn Johann Wolfgang, der ihn uns in ‚Dichtung und Wahrheit’, der Autobiographie seiner Jugendjahre, häufig in wenig schmeichelhaften Zügen schildert, nicht ganz unschuldig. Es ist an der Zeit, dieses Bild zu korrigieren und den „Doctor beider Rechte“ Johann Caspar Goethe einmal von anderer Warte aus vorzustellen: als selbstbewussten Bürger der Freien Reichsstadt Frankfurt und gründlichen Kenner der Stadtgeschichte, als einen nach den Worten seines Sohnes „gründlichen, ja eleganten Juristen“, als liebevollen Ehemann und Familienvater, umsichtigen Verwalter des ererbten Vermögens, Freund und Förderer der Musen. Und schließlich als einen gebildeten polyglotten Bürger mit einer „Vorliebe für die italienische Sprache und alles, was sich auf dieses Land bezieht“. 1740 lernte er das Land seiner Träume fast  ein Jahr lang kennen und beschrieb diese Reise später in seinem Bericht ‚Viaggio per l’ Italia’ – in der Sprache des Gastlandes. Alle diese Facetten möchte die Ausstellung dokumentieren – anhand eigener Bestände, aber auch mit Exponaten aus Weimar und Frankfurter Instituten. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der u. a. eine Kurzbiographie Johann Caspar Goethes und Aufsätze über seine Bibliothek und seine Kunstsammlungen enthält.