28.02.2024

RESTITUTION UND RÜCKKAUF EINER HANDSCHRIFT

Deutsches Romantik-Museum

Frankfurter Goethe-Haus

66 Objekte aus der Sammlung von Beno Kaufmann von der Klassik Stiftung Weimar, der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden, dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv im Weimar und dem Freien Deutschen Hochstift Frankfurt wurden nach einer umfassenden institutsübergreifenden Recherche gemeinsam restituiert. Die Federführung der kooperativen Bemühungen, die zu einer einvernehmlichen Lösung geführt hat, lag bei der Klassik Stiftung Weimar.


Das Freie Deutsche Hochstift konnte in diesem Zusammenhang eine Handschrift des Malers Jacob Roux (1771-1830), einem bekannten Porträtisten der Goethe-Zeit, restituieren. Es handelt sich um eine Quittung über 4 Louis d’or für ein Porträt des Oberforstmeisters von Ziegesar, Weimar, datiert vom 31.1.1810 (Inventarnummer Hs-9523). Wo sich dieses Porträt heute befindet, ist derzeit nicht bekannt. Die Handschrift gehörte zu Beno Berl Kaufmanns bedeutenden Autographensammlung zur Weimarer Klassik. Sie wurde 1942 von dem Berliner Kunsthändler Karl Ernst Henrici übernommen, der einen Teil der Sammlung dem
befreundeten Kunsthändler Hellmut Meyer & Ernst in Berlin zum Verkauf übergab. Da Kaufmann Schutzumschläge mit seinem Namen für die Autografen drucken ließ, muss es sich um eine umfangreiche Sammlung gehandelt haben. Die Rouxsche Quittung wird im Freien Deutschen Hochstift in einem solchen Schutzumschlag des Sammlers verwahrt und befindet sich nach dem Rückkauf nun rechtmäßig in den Hochstift-Beständen.


Beno Berl Kaufmann (1862-1942) war ein Kaufmann jüdischer Herkunft. Verheiratet war er mit Anna Kaufmann, mit der er seit 1922 in Dresden lebte. Die Ehe blieb kinderlos. Anna Kaufmann starb Ende der 1930er Jahre. Anfang 1942 wurde Beno Berl Kaufmann wegen einer psychischen Erkrankung vermutlich entmündigt; ein Treuhänder wurde von der Stadt Dresden eingesetzt. Im Alter von 80 Jahren wurde er am 19.6.1942 in der Jacobysche Heil- und Pflegeanstalt in Sayn bei Koblenz, einer Heilanstalt für jüdische Patienten mit psychischen Problemen zwangseingewiesen. Noch im selben Jahr wurden die Insassen und
das Pflegepersonal in verschiedene Konzentrationslager verbracht und die Anstalt aufgelöst. Beno Berl Kaufmann wurde am 28.7.1942 nach Theresienstadt deportiert und verstarb dort am 12.8.1942 unter ungeklärten Umständen. Er ist damit eines der ca. 6 Millionen Opfer des Holocaust, die deportiert, ermordet und enteignet wurden.


Das Freie Deutsche Hochstift bedankt sich bei der Klassik Stiftung Weimar für den Austausch bei den Recherchen, die Ermittlung der Erben nach Beno Berl Kaufmann und für die Möglichkeit, sich dem Restitutionsverfahren anzuschließen. Der Dank gilt ebenso den Erben, die sich bereit erklärten, diese Handschrift in der Hochstift-Sammlung zu belassen.

Provenienzforschung am Freien Deutschen Hochstift
Seit 2019 werden die Bestände des Freien Deutschen Hochstifts im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projektes von Provenienzforscherin Dr. Anja Heuß geprüft, die in der Zeit des Nationalsozialismus erworben wurden.

Provenienzforschung am Freien Deutschen Hochstift